Klaus Sefzig ist seit vielen Jahren für den gemeinnützigen Verein “Freundeskreis lebendige Grafschaft e.V.”, ansässig im alten Lehrerhaus in Friemersheim, in der Ahnenforschung aktiv und bemüht sich seit Jahren in verschiedenen anderen Projekten darum, dass die Rheinhauser Geschichte nicht verloren geht. Vom Landschaftsverband Rheinland und Oberbürgermeister Sören Link wurde ihm für sein Engagement um die Heimatgeschichte der „Rheinlandtaler“ verliehen. Klaus Sefzig ist also nicht nur in Sachen Krupp ein Geschichtenretter für Rheinhausen.
Ich bin 1946 aus Ostpreußen geflüchtet, mit meiner Mutter und meinem Bruder an der Hand und nach Rheinhausen gekommen. Nach meiner Lehrzeit in Homberg habe ich bei Krupp im Wasserwerk als Maschinenschlosser eine Stelle bekommen und dann angefangen dort zu arbeiten. Zu dieser Zeit suchte die Haupt-Lehrwerkstatt Schüler zur Ausbildung als Vorarbeiter oder Meister. Nach 3 Jahren Schulbesuch war ich Meister für Eisen- und Hüttenwesen, Industriemeister und später Techniker.
Eine besondere Erinnerung, die ich habe: Kaiser Haile Selassi besuchte 1954 das Hüttenwerk und alle mussten fegen und aufräumen. 1968 Habe ich den Arbeitgeber gewechselt. Damals bestand noch der feste Glaube an einen sicheren Arbeitsplatz. Ich erinnere mich noch daran wie meine Mutter sehr aufgeregt reagiert hat und mit mir schimpfte wie ich mich von einer „Weltfirma“ trennen könnte. Und das zu einer Zeit wo ausländische Arbeitskräfte angeworben wurden. Es begann die Zeit der Pizza, Paella und Döner in Rheinhausen.
Zu der Frage: “Was sollte jeder in Rheinhausen über die Krupp-Geschichte in Rheinhausen wissen” denke ich: Eigentlich ist über Krupp schon soviel geschrieben worden, dass jeder alles wissen müsste. Gut wären mal Wissensfragen an die Rheinhauser*innen: Zum Beispiel: Wer gründete wann Krupp ? Was stellte Krupp her? Wie viele Personen waren dort max. tätig? Besondere Orte in Rheinhausen, die mich an Krupp erinnern sind: Atrop, das eine Kruppsiedlung wurde und Schwarzenberg. Schwarzenberg verlor dann irgendwann seine Sportstätte, weil hier für die rasant ansteigende Einwohnerzahl Wohnungen gebaut wurden. Durch den Bau einer Sinteranlage ist halb Bliersheim verschwunden.
Wenn wir in der Familie heute zusammenkommen, wird immer wieder erwähnt, dass wir damals viel mehr malocht haben und zusätzlich auch noch mehr Sport betrieben haben als heute. Eben nicht nur „Daumensport“ auf dem Smartphone, wie es heute eher üblich ist.
Wenn ich an die Brücke der Solidarität denke, dann denke ich daran, dass sich dort Menschen vieler Nationen aus verschiedenen Teilen Deutschlands zu Fackelmärschen und Gebeten trafen und zusammen kamen. Vor allem aber denke ich an die Mahnwachen auf der Brücke, um die Stilllegung des Werkes zu verhindern. Doch nach 6-monatigem Arbeitskampf war alles vergeblich. Es bestand also eine umfangreiche Solidarität.
Durch Kriegszeiten geprägt bestand ein sehr großer Zusammenhalt unter den Kruppianer*innen, sodass heute noch davon gesprochen wird, dass die Arbeitskollegen wie eine Familie waren. Jeder hat jedem geholfen. In Bunkern hat man eng zusammen gehockt. Landwirtschaftliche Tätigkeiten wurden mit größerer Gemeinsamkeit erledigt. So hatte der Mensch auch bei Krupp ein größeres Gefühl für den Zusammenhalt, weil auch viele Erzeugnisse durch eine Gruppenarbeit erledigt werden mussten.
Als früherer Schatzmeister und Archivar im „Freundeskreis lebendiger Grafschaft“ hat uns Herr Sefzig einige Bilder von früher zur Verfügung gestellt. Auf den Bildern seht Ihr links die Lehrwerkstatt und rechts die Kokerei von Krupp.
Quelle: „Archiv Freundeskreis“
Hier seht Ihr ein Foto einer Postkarte von einem „Anfänger“ bei Krupp, der mit seiner Familie auch gleich eine Wohnung von Krupp erhalten hat. Diese Postkarte hat Herr Sefzig uns ebenfalls zukommen lassen:
Auf der Postkarte sind abgebildet:
Links oben: Kruppsches Hüttenwerk mit den ersten Hochöfen und Winderhitzern
Rechts oben: Die erste Eisenbahnbrücke Duisburg – Rheinhausen
Links unten: Die Gastwirtschaft zum Reichsadler, die alle Jahre auch „Stammkneipe“ vieler Kruppianer war. Besser unter dem Namen Holzweiler bekannt.
Rechts unten: Die Bierbrauerei von Köhnen. Ebenfalls an der Atroper Str., Ecke Hochfelder Str. von 1867 bis 1919. Dann an Krupp verkauft Hier entstand das Reihenhaus mit dem Namen „D-Zug“
Auf der Postkarte steht:
Rheinhausen d. 18.4. 05
Ihr Lieben ! Ich theile Euch eben mit daß wir jetzt glücklich angereißt sind. Der Transport nach hier hat gut abgelaufen.
Es grüßt Josef Hochwald nebst Frau u Kind.
Unsere Adreße ist jetzt J. H. Rheinhausen
Margaretenhof Nr. 49b