Geschichtenretter Stahlkinder

Stahlkind Christian Bruckschen

Wir von Stahlkind thematisieren mit unserem nebenberuflichen Label schon seit längerem u.a. auch die Stahlgeschichte unseres Stadtteils (die Älteren sagen Stadt;)) Rheinhausen. Wir drei gehören ja eher zu der Generation (Baujahr 1980/81), die das Ende der Krupp-Ära und die Depression des Stadtteils kennengelernt hat, die meiner Meinung nach immer noch anhält.

Wenn man auf die Rheinhauser Stahl Geschichte zurückblickt (ich komme aus einer Krupp-Familie), habe ich einerseits die Loyalität zu Krupp, aber auch die Abhängigkeit zum Konzern mitbekommen, der in Rheinhausen der Taktgeber war, dem man sich kaum entziehen konnte. Selbst im Stadtbild (bei aller Faszination) war Krupp allgegenwärtig.

Ich als Optimist versuche immer die positiven Aspekte aus der Zeit zu ziehen, wo es vor allem um den Erhalt des Stahlwerks ging. In dieser Zeit wurde ein Arbeitskampf auf die Beine gestellt, der bundesweit als Vorbild für Gewerkschaften bis heute gilt, quasi die „Rheinhauser Art“. Leider wird oft vergessen, wie stark, menschlich und unnachgiebig (nicht nur) die Rheinhauser Bevölkerung da reagiert hat. Die Art und Weise, wie die Menschen damals zusammengestanden haben ist ein nachhaltiger Wert Rheinhausens, der meiner Meinung nach die „wahre“ Identität sein müsste. Und das, finde ich macht stolz aus Rheinhausen zu kommen. Der Zusammenhalt, nicht einfach aufzugeben, diese klare Sprache von damals (egal ob von Betriebsrat oder Betriebsleitung – ich sage nur Laakmann). Mehr Rückgrat geht einfach nicht, was einige dort bewiesen haben. Sie stehen für Werte, die man einfach nicht vergessen darf und genau deswegen weiterhin den neuen Generationen erzählen muss.

Stahlkind Christian Dorscheid

Für die Region in und um Rheinhausen war Krupp nicht nur wichtig, sondern der Lebensmittelpunkt. Es gab ja kaum Familien, die nicht in irgendeiner Weise ihr Geld von oder mit Krupp bezogen haben. Durch Krupp war man versorgt. Auch die Kulisse hat die Region einfach ausgezeichnet. Aussenstehende fanden es vielleicht hässlich und dreckig, aber für jemanden von hier war es der schönste hässliche Ort der Welt. Aber nicht nur das, es entstand eine eigene Kultur. Nicht umsonst „entlarvt“ man uns in anderen Regionen sehr schnell als Duisburger. Diese typische Art muss erhalten bleiben, dieses Füreinander und der Zusammenhalt, ehrlich und geradeaus macht Regionen wie Rheinhausen und Duisburg aus. Es wäre wirklich schade, wenn das alles mal in Vergessenheit gerät. In meinen Augen wird hier aber auch seit ein paar Jahren einfach verpennt die Region zu erhalten oder wieder zu beleben. Die einst große Einkaufsstraße zum Beispiel überzeugt heute leider nur noch durch Leerstand. Das ist wirklich sehr schade. Da fehlen die richtigen Konzepte.

Comments
  • Melanie Zink sagt:

    Danke für Euren Einblick…und genau DESHALB trag ich Euer Zeug😊…Eure Klamotten sind super gestaltet und spiegeln genau das Rheinhausen wider, wie ichs noch kenne: mit glutrotem Abstich am Himmel und Menschen auf der Brücke der Solidarität ❤️

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