Ich heiße Bahar Tekin, geboren bin ich in der Türkei, aufgewachsen in Friemersheim und aktuell wohne ich in Rheinhausen. Ich bin Fachärztin für Innere Medizin und ich eröffne im Mai dieses Jahres eine Hausarztpraxis in Duisburg Rheinhausen, im ehemaligen Verwaltungsgebäude der Krupp Hüttenwerke-Rheinhausen und in unmittelbarer Nachbarschaft zu dem denkmalgeschützten Tor 1.
Die Geschichte Rheinhausens ist eng verflochten mit der Geschichte der Firma Krupp. Über ein Jahrhundert zogen die Hüttenwerke Arbeiter regional und überregional bis hin zu Gastarbeitern aus entfernten Ländern wie der Türkei an. Als Kind eines ehemaligen Gastarbeiters der Firma Krupp sind Wegrichtungen und Reisen meines Lebens maßgeblich durch diese gemeinsame Vergangenheit geprägt und eine persönliche Verbundenheit geschaffen worden.
Mit der angekündigten Schließung 1987 und dem jahrelangen Arbeiterkampf erhielt Rheinhausen bundesweite Aufmerksamkeit und große Solidarität aus der Bevölkerung. Die Schließung letztlich 1993 stellte einen großen Einschnitt dar, die große Trauer und Verzweiflung bei vielen Rheinhauser*innen auslöste. Krupp war nicht nur ein Arbeitgeber, sondern für viele ein Teil ihrer Identität.
In den Räumen meiner Hausarztpraxis soll unserer gemeinsame Geschichte in einem Ausstellungsbereich mit Fotografien und Exponaten gewürdigt werden. Denn das Begreifen der Gegenwart ist oft nur über das Wissen um die Vergangenheit möglich. Es ist wahr, dass mit der Auflösung der hiesigen Hüttenwerke 1993 eine fast hundertjährige Ära zu Ende ging. Aber da, wo etwas endet, entsteht Raum für etwas Neues, wie nun für meine Praxis. Dort möchte ich nicht nur meine Mitbürger ärztlich versorgen, sondern zugleich ein Zeichen setzen und Hoffnung geben, meinen jüngeren Patienten unsere gemeinsame Geschichte nahelegen und den Älteren wortlose Anerkennung zeigen.
Ich bitte Rheinhauser, die diese Verbundenheit mit mir teilen, um Unterstützung beim Aufbau des Ausstellungsbereichs. Ich suche Bilder oder Gegenstände aus jener Zeit (z.B. ehemalige Mitarbeiterausweise, Schlüssel, Auszeichnungen usw.), die Sie mir mit freundlicher Genehmigung für die Ausstellung zur Verfügung stellen. Mit Ihrer Erlaubnis würde ich die Ausstellungsstücke mit Daten und Namen ggf. Hintergründen dazu beschildern, um persönliche Geschichten des Einzelnen im Alltag meiner Praxis zu würdigen. Oder bewegende Momente und Erinnerungen, die wir mit Worten, Bildern oder Gegenständen festhalten, teilen und erhalten.
Mit herzlichen Grüßen
Bahar Tekin
Lest hier mehr dazu, wie ihr eure Geschichten und Ausstellungsstücken teilen könnt.