Geschichtenretter Klaus Zaske
“Sagt ein Kollege zum anderen, der ein Haus von Krupp gekauft hat, alles raus was Krupp gehört, bricht das ganze Haus zusammen”. – Kennen leider nur noch die alten Insider.
Nun, mein Name ist Klaus Zaske, bin 55 Jahre, und habe an Tor1 den Arbeitskampf mitgemacht, in einer Zeit, wo ein Videorecorder noch ein Highlight war. Erst mal meinen ganz großen Respekt für Sie, dass sie so etwas Schönes ins Leben rufen, ich dachte schon, man hat uns total vergessen, in einer Zeit, wo ein Smartphone wichtiger ist als der reale Kontakt.
Meine Geschichte beginnt damit, dass ich als kleiner Bub in Rheinhausen auf der Mozartstraße bis zum 06. Lebensjahr aufgewachsen bin. Ich merke schon, die Mail wird lang, sorry dafür. Rheinhausen war ne geile Stadt mit Kinos, Stadtpark, Zentralkaufhaus und vielen netten Menschen. Ich zog zur Einschulung nach Friemersheim und ging dort auf die Grundschule und Geestschule an der Kaiserstraße. Übrigens, fuhr dort, als mein Vater ein Jugendlicher war, eine Straßenbahn lang, auch am Bahnhof. Was mich an Frau Tekin erinnern läßt, in Friemersheim auf der Walther-Rathenaustr. 73 lebte ich dann bis zu meinem 27. Lebensjahr in einem 6 Parteien Familien Haus meiner Eltern Willi und Charlotte Zaske. Ich wuchs dort in den 70er/80er Jahren mit sehr netten türkischen Gastarbeitern auf. Denn das Haus gehörte meinen Eltern und sie vermieteten alle Wohnungen an türkische Gastarbeiter die bei Krupp gearbeitet haben. Oft haben sie mich schon als Kind immer zum Tee eingeladen und waren immer sehr nett zu mir. Bei Krupp arbeitete mein Opa, mein Vater, mein Onkel und zum Schluss für drei Jahre ich im Walzwerk. Nach langem Arbeitskampf wegen Herrn Cromme, ist ein Teil von uns in Düsseldorf Benrath untergekommen. Dort arbeitete ich bis zu meinem 50sten Lebensjahr.
Die drei Jahre Krupp in Rheinhausen waren die geilsten meines Lebens. Jeder kannte jeden, in Rheinhausens Kneipen “Tenne” und “Mompty” traf man sich immer wieder. Am Tor1 bein Friedel nen Feierabendbier oder nebenan “Zum Reichsadler” nach der Nachtschicht zum Speck, Bier und Frikadelle. Oben am Bahnhof gab es auch ne Kneipe. Ganz Rheinhausen kannte sich untereinander, wie ne große Familie. Ein türkischer Freund meiner Eltern ist zb. Memmet geworden, einer von vielen. Ich kenne noch Shennar und Ramasan und noch viele mehr.
Tja Rheinhausen und Krupp gehörten zusammen wie Pech und Schwefel, in einer Zeit, die einfach war, aber schön. Kein Router der abstürzte, kein Amazon, kein Smartphone, kein Facebook wo Teens sich umbringen wegen schlechter Kommentare. Es gab ne Metzgerei, nen Fernsehfachgeschäft, man kannte sich halt. Es macht mich traurig mit anzusehen, dass auf der Kaiserstraße immer mehr Geschäfte verschwinden, sogar die Sparkasse. Aber hey, die Dorfkirche ist nicht tot zu kriegen am Rhein. Dort heirateten meine Eltern 1959 und ich hatte dort Konfirmation. Auch gab es damals nen schönen Winter wo man an den Rheinwiesen Schlitten gefahren ist, oder im Sommer am Kruppsee war. Alle spielten zusammen, alles war irgendwie miteinander verbunden. Krupp, die Menschen, die Geschäfte. Selbst Pfarrer Kelp, hat es nicht geschafft die Firma zu retten, dort wo so viele Generationen Tag für Tag hart gearbeitet haben, um ihre Familie zu ernähren und ein schönes Leben zu haben. Nun habe ich doch fast die Menage vergessen, wo es immer lecker Essen gab. Oh man, was würde ich dafür geben, in dieser Zeit, an diesen Ort noch mal leben zu dürfen.
Leider habe ich nichts mehr aus Rheinhausen, nur aus Benrath, aber das ist leider eine andere Geschichte.